Internationale Chemieolympiade
Die Internationale Chemieolympiade (IChO) ist ein jährlich stattfindender Wettbewerb für Schüler der höheren Schulstufen. Sie ist eine der Internationalen Wissenschafts-Olympiaden.
Die erste IChO wurde im Jahr 1968 in Prag (damals Tschechoslowakei) abgehalten. Seither fand sie jedes Jahr (außer 1971) statt. Die ersten Teilnehmer kamen größtenteils aus Ländern des ehemaligen Ostblocks, und bis zur 12. IChO in Österreich fanden alle Wettbewerbe dort statt.
Aufbau und Regeln für den Wettbewerb
Jedes teilnehmende Land entsendet eine Delegation aus maximal vier Teilnehmern und zwei Mentoren zur IChO. Die Delegation kann zusätzlich bis zu zwei wissenschaftliche Beobachter enthalten. Alle Teilnehmer müssen jünger als 20 Jahre sein und es darf sich nicht um Studenten handeln.[1] Die Internationale Informationszentrale der Internationalen Chemieolympiade befindet sich in Bratislava (Slowakei).
Länder, die später an der IChO teilnehmen wollen, müssen Beobachter zu zwei aufeinanderfolgenden Bewerben senden, bevor sie eine eigene Delegation entsenden dürfen.[1] An der 36. IChO (2004) in Kiel nahmen insgesamt 61 Länder teil, weitere 7 haben Beobachter entsandt. Insgesamt waren dabei also 68 Nationen vertreten.
Der Wettbewerb besteht aus einer theoretischen und einer praktischen Prüfung. Beide dauern 5 Stunden, und sie werden an unterschiedlichen Tagen abgehalten (normalerweise wird die Praxis vor dem Theoriewettbewerb durchgeführt). Insgesamt sind 100 Punkte zu erreichen, 60 in der Theorie und 40 in der Praxis. Die beiden Bereiche sind voneinander unabhängig, und die Summe der Punkte bestimmt das Gesamtergebnis.
Die Teilnehmer erhalten die (ursprünglich englischen) Unterlagen für den Wettbewerb in ihrer Sprache, wobei es die Aufgabe der Betreuer ist, sie aus dem Englischen zu übersetzen. Nachdem die Prüfung von einem Komitee (dieses wird immer von dem Land ernannt, in dem die Olympiade stattfindet) ausgewertet wurde, aber bevor das Ergebnis feststeht, besprechen die Betreuer das Ergebnis mit dem Komitee. Weil die Betreuer über die Prüfung Bescheid wissen, bevor sie stattfindet, ist jegliche Kommunikation zwischen ihnen und den Teilnehmern strengstens verboten.
Der Bewerb umfasst nahezu das gesamte Spektrum der Chemie, so beispielsweise Anorganik, Organik, physikalische Chemie, analytische Chemie, Biochemie und Spektroskopie. Zwar ist ein Teil dieses Themenbereiches auch im normalen Lehrplan enthalten, doch viele der bei der IChO behandelten Themen haben Universitätsniveau. Zur Vorbereitung findet ein mehrwöchiger Lehrgang im Veranstalterland statt, wobei sogenannte Preparatory Problems (übersetzt: Vorbereitungsaufgaben) herausgegeben werden. Diese Preparatory Problems behandeln bestimmte Themenbereiche wesentlich umfassender als beim Chemiestudium verlangt wird. Voraussetzungen für die Teilnahme sind ein ausgeprägtes Verständnis der Chemie, eine ausgezeichnete Fähigkeit, den Bezug zwischen chemischen Themen untereinander und zur Realität zu erkennen, und natürlich ist auch großes Interesse an der Chemie vonnöten.
Alle Teilnehmer werden nach ihrer Punktezahl gereiht (keine Teamwertung). Die besten zehn Prozent erhalten eine Goldmedaille, die nächsten 20 Prozent eine Silberne und Bronze geht an die nächsten 30 Prozent der Teilnehmer. Ehrenvoll erwähnt werden jene Teilnehmer, die zwar keinen Medaillenrang erreichen konnten, aber ein theoretisches oder praktisches Problem perfekt gelöst haben. Weiterhin gibt es noch die beiden Sonderpreise „Beste Theorie“ und „Beste Praxis“.
Die IChO ist eine ausgezeichnete Gelegenheit für die Kursteilnehmer, um Menschen aus aller Welt kennenzulernen, die ähnliche Interessen haben. Weiter gibt es die Möglichkeit, Sehenswürdigkeiten zu besichtigen und in Kontakt mit unterschiedlichen Kulturen zu treten. Die IChO fördert dadurch auch Freundschaften über Ländergrenzen hinweg und ebnet somit den Weg für ein internationales Verständnis.
Die vier besten Teilnehmer der dritten Runde die im Wettbewerbsjahr nicht 17 werden, qualifizieren sich (nicht verbindlich) für den deutschen Auswahlwettbewerb zur European Olympiad of Experimental Science (EOES).
Vorbereitung für den Bewerb
Obwohl es prinzipiell jedem Teilnehmerland selbst überlassen ist, nach irgendeinem Verfahren die Teilnehmer zu bestimmen, werden normalerweise regionale und überregionale Olympiaden durchgeführt, wie beispielsweise die Deutsche Chemie-Olympiade als Qualifikation in Deutschland oder in Österreich die Österreichische Chemieolympiade. Wenn die Mannschaft festgelegt wurde, werden die IChO-Teilnehmer von vielen Ländern zu Vorbereitungskursen geschickt, wo sie von den Betreuern aus ihrem Land unterrichtet werden. Dieser Unterricht umfasst speziell jene Themenbereiche, die in den Preparatory Problems vorkommen.
Die IChOs und ihre Austragungsorte
Nr. | Jahr | Austragungsland | Stadt | Datum | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|
1 | 1968 | Tschechoslowakei Tschechoslowakei | Prag | 18. bis 21. Juni | |
2 | 1969 | Polen Polen | Katowice | 16. bis 20. Juni | |
3 | 1970 | Ungarn Ungarn | Budapest | 1. bis 5. Juli | |
- | 1971 | Fand nicht statt. | |||
4 | 1972 | Sowjetunion Sowjetunion | Moskau | 1. bis 10. Juli | |
5 | 1973 | Bulgarien Bulgarien | Sofia | 1. bis 10. Juli | |
6 | 1974 | Rumänien Rumänien | Bukarest | 1. bis 10. Juli | |
7 | 1975 | Ungarn Ungarn | Veszprém | 1. bis 10. Juli | |
8 | 1976 | Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik | Halle | 10. bis 19. Juli | |
9 | 1977 | Tschechoslowakei Tschechoslowakei | Bratislava | 4. bis 14. Juli | |
10 | 1978 | Polen Polen | Toruń | 3. bis 13. Juli | |
11 | 1979 | Sowjetunion Sowjetunion | Leningrad | 2. bis 11. Juli | |
12 | 1980 | Osterreich Österreich | Linz | 13. bis 23. Juli | |
13 | 1981 | Bulgarien Bulgarien | Burgas | 13. bis 23. Juli | |
14 | 1982 | Schweden Schweden | Stockholm | 3. bis 12. Juli | |
15 | 1983 | Rumänien Rumänien | Timișoara | 2. bis 11. Juli | |
16 | 1984 | Deutschland Westdeutschland | Frankfurt am Main | 1. bis 10. Juli | |
17 | 1985 | Tschechoslowakei Tschechoslowakei | Bratislava | 1. bis 8. Juli | |
18 | 1986 | Niederlande Niederlande | Leiden | 6. bis 15. Juli | |
19 | 1987 | Ungarn Ungarn | Veszprém | 6. bis 15. Juli | |
20 | 1988 | Finnland Finnland | Espoo | 2. bis 9. Juli | |
21 | 1989 | Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik | Halle | 2. bis 10. Juli | |
22 | 1990 | Frankreich Frankreich | Paris | 8. bis 17. Juli | |
23 | 1991 | Polen Polen | Łódź | 7. bis 15. Juli | |
24 | 1992 | Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten | Pittsburgh und Washington, D.C. | 11. bis 22. Juli | |
25 | 1993 | Italien Italien | Perugia | 11. bis 22. Juli | |
26 | 1994 | Norwegen Norwegen | Oslo | 3. bis 11. Juli | |
27 | 1995 | China Volksrepublik Volksrepublik China | Peking | 13. bis 20. Juli | |
28 | 1996 | Russland Russland | Moskau | 14. bis 23. Juli | |
29 | 1997 | Kanada Kanada | Montreal | 13. bis 22. Juli | |
30 | 1998 | Australien Australien | Melbourne | 5. bis 14. Juli | |
31 | 1999 | Thailand Thailand | Bangkok | 4. bis 14. Juli | |
32 | 2000 | Danemark Dänemark | Kopenhagen | 2. bis 11. Juli | |
33 | 2001 | Indien Indien | Mumbai | 6. bis 15. Juli | |
34 | 2002 | Niederlande Niederlande | Groningen | 5. bis 14. Juli | |
35 | 2003 | Griechenland Griechenland | Athen | 5. bis 14. Juli | |
36 | 2004 | Deutschland Deutschland | Kiel | 18. bis 27. Juli | |
37 | 2005 | Taiwan Taiwan | Taipeh | 16. bis 25. Juli | |
38 | 2006 | Korea Sud Südkorea | Gyeongsan | 2. bis 11. Juli | |
39 | 2007 | Russland Russland | Moskau | 15. bis 24. Juli | |
40 | 2008 | Ungarn Ungarn | Budapest | 12. bis 21. Juli | |
41 | 2009 | England England | Cambridge | 18. bis 27. Juli | |
42 | 2010 | Japan Japan | Tokyo | 19. bis 28. Juli | |
43 | 2011 | Turkei Türkei | Ankara | 9. bis 18. Juli | |
44 | 2012 | Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten | Washington, D.C. | 21. bis 30. Juli | |
45 | 2013 | Russland Russland | Moskau | 14. bis 23. Juli | |
46 | 2014 | Vietnam Vietnam | Hanoi | 21. bis 30. Juli | |
47 | 2015 | Aserbaidschan Aserbaidschan | Baku | 20. bis 29. Juli | |
48 | 2016 | Georgien Georgien | Tiflis | 23. Juli bis 1. August | Zuvor Karatschi (Pakistan Pakistan) als Austragungsort vorgesehen |
49 | 2017 | Thailand Thailand | Bangkok | 6. bis 15. Juli | |
50 | 2018 | Tschechien Tschechien und Slowakei Slowakei | Prag und Bratislava | ||
51 | 2019 | Frankreich Frankreich | Paris | ||
52 | 2020 | Turkei Türkei | Istanbul | 23. bis 30. Juli | Online aufgrund der Covid-19-Pandemie |
53 | 2021 | Japan Japan | Osaka | 24. Juli bis 2. August | Online aufgrund der Covid-19-Pandemie |
54 | 2022 | China Volksrepublik Volksrepublik China | Tianjin | 10. bis 18. Juli | Online aufgrund der Pandemie; Treffen der Teams aus Deutschland Deutschland, Osterreich Österreich und der Schweiz Schweiz in Basel |
55 | 2023 | Schweiz Schweiz | Zürich | 16. bis 25. Juli | |
56 | 2024 | Saudi-Arabien Saudi-Arabien | Riad | 21. bis 31. Juli | [2] |
57 | 2025 | Vereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate | Juli | ||
58 | 2026 | Usbekistan Usbekistan | Taschkent | ||
59 | 2027 | Taiwan Taiwan | Taipeh |
Siehe auch
Weblinks
- Informationen zur Chemieolympiade bei der GDCh
- Auswahlwettbewerb zur IChO
- IChO Timeline, Results
- 47. IChO 2015 (englisch)
- 45. IChO 2013 (russisch/englisch)
- 44. IChO 2012 (englisch)
- 42. IChO 2010 (japanisch/englisch)
- 40. IChO 2008 (englisch)
- 39. IChO 2007 (englisch)
Die Preparatory Problems, die Ergebnisse und die theoretischen und praktischen Aufgaben des jeweiligen Wettbewerbs können auf der jeweiligen Seite gefunden werden.
Einzelnachweise
- ↑ a b IChO - Regulations. Abgerufen am 28. Juli 2024.
- ↑ Future Olympiads. In: IChO Steering Committee. Abgerufen am 25. September 2022 (englisch).